Newspaper for Exhibition “ Leere Sockel / Entfernte Monumente”


Cooperationsproject between UdK and Charité

80(40) x 56cm 2017 Dimension variable
Printed in the local newspaper factory Berliner Zeitung


23.3.2018 - 15.4.2018
|OKK| - Organ kritischer Kunst - organ of critical arts

Laut Spiegeltherapie wird mittels einer visuellen Täuschung (Simulationstechnologie) eine funktionsfähige Extremität auf die Seite einer Amputation projiziert, so dass die Illusion einer körperlichen Ganzheit entsteht. Der Blick auf den eigenen, nun ganzen Körper, scheint in der Therapie von Phantomschmerz wirksam zu sein. (siehe z.B: http://sciencev1.orf.at/news/150851.html)

Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assman beschreibt den Hippocampus wie folgt, als: ... „a part of the forebrain that is responsible for the transformation of short-term memories into long term memories.“ (Plunging into Nothingness, Assmann, 2009) Sie nutzt dieses Organ als Bild um die Frage zu bearbeiten, wie dieser Filter bezogen auf Kultur funktionieren könnte: wie sieht das Filtersystem aus, das mitbestimmt, was im kulturellen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis gespeichert wird, und was aus dem kollektiven Gedächtnis heraus editiert wird?

Leere Sockel, entfernte Monumente, amputierte Erinnerungen durchziehen Erinnerungslandschaften. Häufig wird der Wunsch formuliert, diese Veränderungen zu markieren, kommentieren, sichtbar zu machen, oder im Fall der leeren Sockel des Charité Campus Mitte, mittels einer Art visueller copy paste rückgängig zu machen, indem zum Beispiel in der Nazi Zeit entfernte Büsten von jüdischen Wissenschaftlern in Kopie von zeitgenössischen Künstler_innen wiederhergestellt werden sollen.

Welche erweiterten und vielleicht ganz anderen Möglichkeiten gibt es auf den Wunsch der Auftraggebenden, die heraus editierten oder amputierten Erinnerungen zu re-imaginieren und mittels copy paste wieder hinein zu spekulieren, zu reagieren? Wie können diese ganz anderen, neuen, erweiterten, eventuell weniger monumentalen, fixierten künstlerischen Ideen vermittelt werden?

Mit Bezugnahme auf die Arbeit des GedenkOrt.Charité werden Szenarien als „case study“ für leerstehende

Sockel entworfen und dort Ende des Semesters vorgestellt.
Die besondere Herausforderung besteht darin, zum Beispiel mittels spekulativer Illusionen eine Achse zwischen Vergangenheit und Zukunft, gefiltert durch das Hier und Jetzt, zu projizieren, zu entwerfen und zu justieren. Arbeitsweisen können multimedial, zeichnerisch, malerisch, bildhaft sein.